Das Trennwand-Dilemma

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Hättet Ihr gedacht, dass so banale Dinge wie halbhohe Trennwände große Umstände bereiten können? Wir lernen immer mehr: auf dem Bau ist Alles möglich. Und auch so kleine Hausbau Fails wie falsch gesetzte Trennwände kosten Zeit und Nerven. Dieser Fall ist ein gutes Beispiel dafür, dass man als Bauherr:in immer und überall aufpassen muss.

Bereits in der Entwurfsphase haben wir die halbhohen Wände in genau der Konfiguration eingeplant, wie gleich folgend beschrieben. Aber Fehler passieren im laufenden Prozess. Und so ist das Endergebnis nicht ganz, wie eingangs geplant.

Trennwand Nummer 1

Unsere erste Trennwand befindet sich in unserem oberen Badezimmer. Um das Bad heller zu gestalten, soll die in den Raum reinragende Duschtrennwand nur 1,20m hoch sein. Innenbündig wird eine Duschwand aus Einscheibensicherheitsglas hochführen. Sobald die Innenwände im OG hochgemauert waren, sind wir zum Nachmessen zur Baustelle gefahren. Aber siehe da: die Trennwand war auf normale Zimmerhöhe hochgezogen. Wir haben umgehend unseren Bauleiter informiert. Bei der nächsten Gelegenheit haben die Maurer die Wand „gekürzt“.

Übrigens: Diese besagte Trennwand bekommt eine Fliesennische auf einer Höhe von 40 cm OKFF, mit einer Größe von 60cm Breite x 30cm Höhe. Falls Du das hier liest, der Dank für diese Inspiration hierzu gebührt Dir, liebe Svanne aus Hoisdorf. Du weißt genau, wofür Frau diese Nische braucht! 🙂

Trennwand Nummer 2

Viel interessanter wird es bei Trennwand Nr. 2. Sie steht zwischen Küche und Wohnzimmer und sollte lediglich 1,15m hoch sein. Wir wollten diese Trennwand als Tresen nutzen. Insofern nenne ich sie ab jetzt einfach mal Tresenwand. Der Tresen ist 18 cm höher als die Arbeitsplatte. So hat man bspw. nach einem leckeren Essen nicht gleich die unaufgeräumte Küche voll im Blick. Darüber hinaus sollte die Tresenwand einen Auslass haben, in dem von der Wohnzimmerseite her ein Regal eingelassen wird. Damit wollten wir die tote Ecke der Küche maximal nutzen.

Blick vom Wohnzimmer auf die Tresenwand. Man sieht auf der linken Seite das Regal.

Blick auf die Seite der Tresenwand. Der Höhenunterschied ist deutlich zu erkennen.

Hier nochmal gut zu sehen: es ist ein schöner Kompromiss aus offener und geschlossener Küche.

Fail #1 – Die Statik

Nachdem wir die Bau- und Entwässerungsgenehmigung erhalten haben, hat Virtus mit der Ausführungsplanung gestartet. Hierbei fiel auf, dass die Decke zum OG scheinbar nicht dick genug kalkuliert wurde. Wir haben unseren Bausachverständigen eingebunden und ihm die Ausführungspläne zur Kontrolle zugeschickt. Das hat sich in zweierlei Hinsicht gelohnt:

  1. Einerseits konnte er einen realistischen Preis für die Erhöhung der Deckenstärke raushandeln.
  2. Andererseits ist ihm ein eklatanter Fehler aufgefallen: Der Statiker ist davon ausgegangen, dass die Tresenwand hochgemauert wird und somit eine tragende Wand ist. Fail! Dies hatte Einfluss auf die Konstruktion der Filigrandeckenelemente. Diese musste nun nochmal geändert werden. Kann man von Glück reden, dass wir einen Bausachverständigen haben!

 

Fail #2 – Der Stahlträger

Endlich ist es soweit: der Bau hat begonnen und die Zwischendecke kommt. Wir müssen leider arbeiten, aber unser Bausachverständiger ist vor Ort. Und was stellt er fest? Die Filigrandecken sind nach dem ersten Entwurf – Tresenwand tragend – hergestellt worden. Sie werden just in dem Moment mit dem Kran aufgelegt. Jetzt haben wir die Qual der Wahl:

  1. Filigrandecken abbestellen. Bauverzögerung um unbekannte Zeit.
  2. Einsetzen eines Stahlträgers.

 

…Krisencall. Abwägen der Konsequenzen… Wir haben uns für den Stahlträger entschieden. Da hat wohl jemand bei Virtus oder dem Filigrandeckenhersteller tief geschlafen. Dumm gelaufen. Im Nachhinein finden wir es nicht weiter schlimm. So haben wir in unserem Wohnzimmer wenigstens auch ein wenig Industrieromantik. Darauf komme ich, die Schiffe so liebt und zahlreiche Male durch den Rohbau diverser Schiffsbauten getobt ist, gut klar.

Fail #3 – Der Regalauslass

Beim Hochmauern der Tresenwand haben die Maurer gleich den Auslass für das Regal berücksichtigt. Scheinbar zunächst an falscher Stelle, wie sich diesem Bild hier gut entnehmen lässt. Sie haben ihren Fehler scheinbar schnell erkannt. Denn hier mussten wir nicht eingreifen.

Fail #4 – Die Tresenwandhöhe

Wie bereits gesagt, soll der Tresen höher sein, als die Arbeitsplatte. Und wie schon erwähnt, haben wir alles nachgemessen, nachdem die Maurer fertig waren. Uns ist aber nicht aufgefallen, dass die Tresenwand zu niedrig gemauert wurde. Denn es fehlten 17 cm. Die 17 cm, die noch aufgefüllt werden mit Estrich und Fußboden. Da haben die Maurer die Höhe der Tresenwand doch tatsächlich ab Oberkante Rohfußboden (OKRF) statt ab Oberkante Fertigfußboden (OKFF) gemessen. Tztztz. Damit wir das sehen, musste erst Küchen Aktuell zum Aufmaß kommen.

Fail #5 – Der Regalauslass, die Zweite

Der Aufmaß Termin mit Küchen Aktuell hat uns dazu bewegt, unsere Küche nochmal anzuschauen. Immerhin hatten wir sie bereits im August 2019, also vor mehr als 1,5 Jahren, gekauft. Neben einigen guten Änderungsentscheidungen kam auch unser Lieblingsthema, die Tresenwand, zur Sprache. Das Aufmaß hat ergeben, dass der Regalauslass zu eng ist. Er wurde ziemlich genau in der Größe des einzubauenden Regals gemauert. So ist das Regal dort aber nicht reinzubekommen. Man bräuchte zu jeder Seite ca. 1,5 cm Luft.

Warum zum Henker schreibt Küchen Aktuell das nicht in den Installationsplan rein???

Wir jedenfalls hatten die Faxen mit dieser Wand jetzt dicke. Der Auslass kommt zu. Das Regal ist gestorben. Es leben tote Ecken in der Küche.

Tadaaa! Die Trennwand in ihrer vollen Schönheit und Richtigkeit. Inzwischen ist sie sogar schon verputzt. Fotos folgen.