Der Bauträger: Mit Virtus zum schönsten Ort der Welt?

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Unser Haus wird von Virtus Massivhaus gebaut. Das in 2011 gegründete Bauunternehmen hat seinen Sitz in Rendsburg, Schleswig-Holstein und baut laut eigener Aussage durchschnittlich 140 Häuser pro Jahr mit einem Team von ca. 60 Mitarbeitern. Warum bauen wir mit Virtus?

Wir haben uns Virtus nicht ausgesucht. Das Projekt mit den zwei Doppelhäusern auf unserem Grundstück ist mit dem Makler Malte Friedrichs zusammen mit der Hausberatung, einem Vertriebsbüro von Virtus, und mit Virtus geplant worden. Wir haben uns bei der Entscheidung zum Grundstück also gleich für den Bauträger mit entscheiden müssen.

Uns gefiel das Grundstück, trotz aller Macken. Uns gefiel der Ort, obwohl er im Vergleich zu Hamburg Altona ein komplett anderes, eben ländliches Leben, bedeutet. Drei Wochen haben wir fast ununterbrochen kalkuliert, recherchiert, geplant und diskutiert. Mit dem Ergebnis: wir können mit diesem Projekt mehr realisieren, als mit einem Einfamilienhaus in derselben Größe. Die Lage ist gut. Der Bauträger hat einen guten Ruf und ist finanziell solide aufgestellt (in der Bonitätsprüfung hatte Virtus im März 2019 einen Kreditindex von 1,9. Das ist ziemlich gut). Und die Doppelhauspartner sind sehr nett.

Also haben wir zugeschlagen. In der Hoffnung, dass Virtus einen guten Job macht.

 Auf einen Blick

Unsere Erkenntnisse der letzten Monate

Preislich ist Virtus vermutlich eher im unteren Segment einzusortieren. Einen genauen Vergleich mit anderen Bauträgern können wir aber nicht anstellen. Die von uns eingeholten Angebote bezogen sich stets auf ein Einfamilienhaus und waren meist als KfW40 Haus und z.T. ohne ausgebautem Spitzboden kalkuliert.

Wir bauen nun ein Doppelhaus, KfW40plus mit ausgebautem Spitzboden. Klar ist aber, dass wir uns Dank der etwas günstigeren Preise von Virtus und der Tatsache, dass wir ein Doppelhaus bauen, mehr Wumms für unser Geld kaufen können. 

Auch Virtus vermittelt und entwickelt Grundstücke für seine Bauherren. In unserem Fall trifft das aber nicht zu. Unser Projekt ist hier leider etwas komplexer. Bei uns übernimmt Virtus einzig die Erstellung des Feinplanums, da wir das Grundstück bereits erworben haben.

Auf diese Weise konnten wir die Grunderwerbsnebenkosten sparen. Denn diese haben wir nur auf das Grundstück gezahlt, nicht aber auf das darauf noch zu erbauende Haus. Hat aber auch den Nachteil, dass wir selber in der Verantwortung stehen, dass das Grundstück zu Baubeginn auch baubereit sein muss. Leider keine sehr leichte Aufgabe.

Die wirkliche Zusammenarbeit mit Virtus startet mit dem Planungsgespräch mit dem Architekten. Dieser nimmt sich hierfür gerade mal vier Stunden Zeit für die Bauherren. Das klingt viel. Ist es aber nicht. Und ab dann übernimmt die Bauzeichnerin und der Architekt ist raus.

Es gab keine wirkliche Hilfestellung für die Planung und Durchführung bezüglich der Grundstücksvorbereitung oder der behördlichen Restriktionen. Es gab keinen Leitfaden gerade für Bauherren, die ihr Grundstück selber vorbereiten müssen. 

Im Laufe der Zeit hatten wir schon mehrere Male das Gefühl, als wollte Virtus unser Haus eigentlich gar nicht bauen, als hätten sie es nicht nötig. Es sind oftmals die kleinen, leisen aber auch direkten Töne in den E-Mails oder den Telefonaten.

Erschwerend kommt hinzu, dass es für jeden Prozessschritt eines solchen Projektes einen anderen Ansprechpartner gibt. Keiner kann über seinen Tellerrand hinausgucken und man muss schon mal bei fünf verschiedenen Mitarbeitern anrufen, um eine Frage beantwortet zu bekommen.

Die Bearbeitungszeiten von Virtus sind nicht gerade kurz. Es fühlt sich so an, als würde man die ganze Zeit nur warten. Man wartet auf den Termin zum Planungsgespräch. Man wartet auf die Erstellung der Unterlagen des Bauantrags. Man wartet auf Änderungen nach Bauantrag, auf die Ausführungsplanung, auf den Termin zum Bauanlaufgespräch, später auf den lang ersehnten Baubeginn.

Sinnvolle Nutzung von Wartezeiten?

Virtus ermöglicht den Bauherren zu Beginn nicht, diese Wartezeit sinnvoll zu nutzen. Für die Erstellung des ersten Entwurfs sollten wir die Fliesen, Badausstattung, Treppe und Küche bemustern. Die ersten drei genannten Objekte bemustern Virtuskunden bei Partnerunternehmen. Die Liste dieser Unternehmen erhielten wir statt direkt nach Bauvertragsunterschrift erst im Planungsgespräch. Somit hatten wir im Grunde weniger als vier Wochen hierfür Zeit. Unmöglich, in dieser Zeit noch in Ruhe zu schauen und zu vergleichen. Das ist der Grund, warum wir jetzt, fast ein Jahr später, die Bemusterung von Fliesen und Badausstattung nochmal machen.

Preiserhöhung nach 12 Monaten

Gemäß unseres Vertrags behält sich Virtus vor, den Preis zu erhöhen, sollten wir nicht 12 Monate nach Vertragsabschluss mit dem Bauen beginnen. Ist nur blöd, dass

  • in dem Vertrag keine Angabe zur Höhe der Preisangabe steht
  • durch die langen Bearbeitungszeiten von Virtus und deren Planungsfehler sich unsere Planungsphase so in die Länge zogen, dass wir nicht binnen 12 Monate anfangen konnten.
  • Virtus sich bei den Bearbeitungszeiten mehrere Hintertürchen offen lassen (keine Angabe zur Dauer des Zeitraums zw. Unterschrift Ausführungsplan und Bauanlaufgespräch; keine Angabe zum Zeitpunkt des Baubeginns)

 

Noch nicht mal vor Ablauf dieser Zeit verlangt Virtus von uns eine Preiserhöhung. Auf Nachfrage und bei Gegenwehr hieß es nur: „Entweder Sie stimmen der Preiserhöhung zu oder ich lege Ihre Akte hier jetzt nieder.“ Einfach nur frech. Diese Hilflosigkeit und das Gefühl des Ausgeliefertseins ist nicht schön.

Fazit

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels sind wir in der Phase der Ausführungsplanung. Sprich: Die Baugenehmigung ist erteilt. Der Statiker hat alles nochmal geprüft. Der Bau selber geht voraussichtlich im August 2020 los.

Aber über die bisher gemachten Erfahrungen sei Folgendes gesagt:

Wir können uns nicht mit den von Virtus propagierten Aussagen identifizieren: „Vollstes Vertrauen, höchste Transparenz und Erfahrung“. Wir fühlen uns von Virtus nicht rundum sorglos betreut, sondern gelegentlich eher im Stich gelassen. Es gibt diverse Bereiche, die einiges an Optimierungsbedarf offenbaren. Uns mangelt es ein wenig an Engagement und Kundenorientierung. Und an der Effizienz der internen Prozesse hege ich auch starke Zweifel. Die Vielzahl an Ansprechpartnern ist lästig. Es gibt niemanden, der einen Gesamtüberblick über das Projekt hat.

Würden wir freiwillig nochmal mit Virtus zusammenarbeiten? Vermutlich eher nicht. Stellt sich hier allerdings die Frage, ob andere Firmen nicht auch ähnlich ticken.

2 Gedanken zu „Der Bauträger: Mit Virtus zum schönsten Ort der Welt?“

    1. Hi Dirk,

      seitdem ist viel passiert 🙂

      Wir sind am 06.11. eingezogen. Und unser Haus ist sehr schön geworden 🙂

      Der Hausbau hat somit insg. ziemlich genau ein Jahr gedauert. Neben Corona-bedingten Lieferschwierigkeiten gab es ein paar Gewerke, die den Zeitplan mächtig durcheinander gebracht haben. Es sind natürlich auch Fehler passiert, die aber immer recht zeitnah geklärt werden konnten. Wir sind immer am Ball geblieben. Entsprechend war die Mängelliste bei Hausübergabe relativ kurz. Unser Bauleiter hat unserer Meinung nach unter den ihm gegebenen Bedingungen einen guten Job gemacht und die Zusammenarbeit war auch angenehm.

      Aber die Tatsache, dass ich in der ganzen Zeit hier nichts mehr geschrieben habe, lässt vermuten, dass die Zeit auch echt hart war. Besonders mit zwei kleinen Kindern, z.T. geschlossenen Kitas, beide fast vollständig berufstätig… Da blieb für diesen Blog keine Zeit und Lust mehr übrig. Ich will aber versuchen, im Nachgang noch einiges aufzuarbeiten und hier darüber zu schreiben.

      Baust Du auch gerade?
      VG
      Silke

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