Erdarbeiten. Einmal voll machen bitte.

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Warum haben wir uns ein Grundstück gekauft, das in einer Senke liegt? Antwort: Die Lage! Und eigentlich ist das Auffüllen der Senke ja kein Hexenwerk. Oder doch?

Warum müssen wir die Senke eigentlich auffüllen?

Wir müssen mit unserem niedrigsten Schmutzwasserverbraucher über dem Abwasserschacht liegen. Oder eine Schmutzwasserhebeanlage einbauen. Außerdem ist unser Grundstück nicht groß genug, als dass man hier zu viele Höhenunterschiede haben möchte. Es behindert die Gartengestaltung und macht das Grundstück schwer nutzbar.

Der Auftrag

  • Anlieferung und lagenweise einbauen von ca. 800 m³ Füllsand F1 auf einer Fläche von ca. 1.000m².
  • Herrichtung von ca. 120 m² Baustraße mit einem Beton- oder Ziegelmineralgemisch. Das ZMG ist günstiger als der F1 Sand. Unser Tiefbauer, der auch Abrisse macht, stellt diesen selber aus dem Abrissmaterial her. Somit verdient er auch mit dran. Ist ja ok. 

 

Alles in Allem eigentlich ein Job für maximal vier Wochen. Eigentlich.

Unser Tiefbauer war ursprünglich als Nachunternehmer für den Abrissunternehmer tätig, den wir eingangs mit dem Abriss des Bungalows beauftragt hatten. Er war im Grunde derjenige, der uns die Augen öffnete. Der uns darauf hinwies, dass der Abriss eigentlich nur ein Teil von dem, was wir zahlen, kosten müsste. 

Der Zeitplan – in der Theorie

Wir haben den Tiefbauer am 04. November 2019 mit diesen Arbeiten beauftragt. Unsere Baugenehmigungen haben wir Anfang April 2020 erhalten. Ab diesem Moment hätte es auch bei uns mit den Bauarbeiten losgehen können. Rein theoretisch hätte er mit den Erdarbeiten bis Ende Mai fertig sein können. Hätte hätte Fahrradkette.

Der Zeitplan – in der Praxis

Anfang April:

Erhalt der Baugenehmigung. Es kann losgehen. Es passiert: erstmal gar nichts. Auf Nachfrage(!) informierte er uns, dass der Ende März gestellte Baustromkasten mitten auf der Zuwegung steht. So kann er nicht anfangen. Wir müssen ihn erst versetzen lassen.

Anfang Mai:

Der Baustromkasten ist versetzt. Dank Bürokratie dauerte es ca. drei Wochen. Aber ok. Dann kann es jetzt ja losgehen. … Moment. Die Baustraße. Wir konnten sie in der bisherigen Breite nur noch für ein paar weitere Monate nutzen und mussten uns über Alternativen für noch ausstehende Materiallieferungen Gedanken machen.

Anfang Juni:

Die Materialanlieferungsthematik ist geklärt. Dann kann es ja nun wirklich endlich losgehen. Zusage zur Fertigstellung vom Tiefbauer: Ende Juni.

Und was passiert im Juni? … Nichts!

 

Anfang Juli:

Wir versuchen den Tiefbauer dazu zu bewegen, anzufangen. Er scheint gerade noch 4 – 40 andere Baustellen zu haben. Statt klarer Terminzusagen erhalten wir aber nur vage Aussagen. Im Bauanlaufgespräch am 07. Juli sagt er vor vier Bauherren, Bauleiter und Bausachverständigem, dass er seine Arbeiten zu Ende Juli fertig hat.  

Die nächsten etwa sieben Wochen sind aaaanstrengend. Er ist um Entschuldigungen, warum es nicht weiter, bzw. los geht, nicht verlegen.

Er kommt nicht aufs Grundstück rauf, da im Norden Dank der Bauarbeiter des nördlichen Hauses die Zufahrt versperrt ist

  • Sein Tourenschreiber ist kaputt
  • Er ist krank
  • Einer seiner Leute ist krank
  • Sein LKW ist kaputt, er muss einen neuen kaufen
  • Nur er kann Sand liefern, weil er als einziger überhaupt durch die enge Einfahrt kommt

 

Wir sind täglich hin gefahren (im Wechsel mit unseren lieben Nachbarn). Haben ihn täglich gefragt, was er heute geschafft hat, wie viel Touren Schotter oder Sand er gefahren ist. Haben basierend auf seinen Aussagen, von welchem Kieswerk er seinen Sand bezieht, ausgerechnet, wie viel Touren Schotter, bzw. Sand er schaffen müsste (inkl. Anfahrten, Be- und Entladung, Ruhezeiten, etc.).

Wir haben uns außerdem informiert, ob und wie schnell wir außerdem von anderer Stelle her Sand beziehen könnten, um dem zeitlichen Problem mit der Anlieferung zu entgehen. Dem stellte er sich entgegen und ließ diesen Vorschlag komplett im Keim ersticken. Die Stimmung war zunehmend angespannt.

Mitte August:

3,5 Monate nachdem wir eigentlich schon soweit hätten sein können, war der Tiefbauer endlich mit dem Grobplanum fertig. Die Feinabsteckung erfolgte am 20. August. Anschließend, auch wieder nicht wirklich schnell, stellt er das Feinplanum fertig. Super. Dann können wir ja jetzt anfangen, zu bauen. Oder?

Anfang September:

Am 02. September wird die Untersohlendämmung geliefert. Der Beton für den 11. September ist bereits vom Bauleiter bestellt. Jetzt muss der Tiefbauer nur noch die Rohre verlegen und die Gräben für das Streifenfundament ausheben.

Oder, ne warte mal. Soll jetzt an dieser Stelle etwa einfach mal was laufen?

Der Dichtigkeitsnachweis

Da wir das Gründungspolster in Eigenleistung erstellt haben, sind wir auch für dessen Qualitätsprüfung verantwortlich. Bzw. ohne eine solche (erfolgreiche) Prüfung u.a. der Tragfähigkeit des Bodens fängt der Bauträger nicht an, zu bauen. Also haben wir einen Verdichtungstest beauftragt.

Den ersten Test haben wir nicht bestanden. Der Tiefbauer musste die oberen 30 cm nochmal nachverdichten. Leider haben wir auch den zweiten Test nicht bestanden. Zu unserem Glück hat es an dem Tag geregnet, so dass das Problem mit dem Sand sehr offensichtlich wurde: Er war zu lehmhaltig. Daraufhin wurde erneut ein Bodengutachter eingeschaltet sowie unser Bausachverständiger, der Bauleiter,
der Tiefbauer, wir…. Das Ergebnis: Der Boden ist zwar tragfähig, aber nicht forstschutzsicher. Wenn wir so bauen, könnte uns bei Frost das unter die Sohle geratene Wasser, dass Dank dieses lehmhaltigen Bodens nicht gut versickern kann, die Sohle von unten kaputt sprengen.

Der Bodengutachter hat zwei neue Gründungsempfehlungen ausgesprochen. Wir haben uns nach Beratung mit dem Bauleiter und unserem Bausachverständigen für die Option entschieden, den Boden zu belassen und die Sohle zu verstärken. Eine Perimeterdämmung, wasserundurchlässiger Beton sowie mehr Bewehrung sollten die Lösung für das Problem sein.

Ergebnis: 6.000 € mehr pro Doppelhaushälfte.  

Das Ende vom Lied?

Am 12.10.20 wurden die Grundleitungen gelegt und am 10. November kam endlich der Beton. Zwei Monate später, als geplant.

Uns sind hier nicht nur direkte Mehrkosten für die verstärkte Sohle angefallen, sondern u.a. auch zwei weitere Monate doppelte Belastung durch Miete und Bereitstellungszinsen.

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