Was es bedeutet, Teil des Baus von zwei Doppelhäusern zu sein

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Ganz am Anfang des Projekts Eigenheim steht oft die Frage, ob man ein Einfamilienhaus oder ein Doppelhaus baut. Vielleicht gibt es sogar eine befreundete Familie – potentielle Doppelhauspartner. Klasse. Man muss sich aber klar sein: das kann – neben all den positiven Erlebnissen, wenn das Haus erstmal steht – viel Stress bedeuten und auch langjährige Freundschaften stark strapazieren. Was erwartet einen, wenn man in einer Gemeinschaft baut?

Das Grundstück, für das wir uns entschieden haben, ist in vielfacher Hinsicht eine Herausforderung. Unsere 607m² sind Teil eines Grundstücks, das ursprünglich 2.400 m² maß. Da es sich so nicht verkaufen ließ, wurde es geviertelt und mit zwei Doppelhäusern projektiert.

Somit sind wir vier Bauherrenpaare. Acht Erwachsene im Alter zwischen 24 und 48 Jahren. Zwei Paare mit und zwei Paare ohne Kinder. Wir sind die letzte, dazu gestoßene Partei. Die anderen warten z.T. schon seit Juni 2018, dass dieses Projekt endlich startet.

Lernt Eure Doppelhauspartner vor dem Kauf kennen

Vor der verbindlichen Kaufzusage, bereits fünf Tage nach der ersten Besichtigung, haben wir unsere potentiellen Doppelhauspartner kennengelernt. Sie sind das Paar mit dem Kind und im ähnlichen Alter wie wir. Dass uns die Familie sofort sympathisch war, ist nicht weiter erwähnenswert, sonst würde ich jetzt diesen Blog nicht schreiben. Wir hätten das Grundstück nicht gekauft.

Die anderen beiden Paare konnten wir auch binnen einiger Wochen im Zuge der diversen Notar- und Maklertermine kennenlernen. Ebenfalls sympathisch.

Was es alles (gemeinsam) zu entscheiden gibt

Von der Unterschrift des Bauvertrags bis hin zum Baubeginn alleine gab es unzählige Themen, zu denen wir uns alle vier (Bauherrenpaare) abstimmen und einig werden mussten. Mussten, da alle Kosten für die Grundstückserschließung geteilt werden sollten. Dies war von der Hausberatung von Anfang an so kommuniziert worden. Und gemäß Kostenaufstellung kamen so auf alle etwa die gleichen Kosten zu.

Bezüglich der folgenden Angelegenheiten mussten wir uns abstimmen:

Notartermine

  • Terminfindung

 

Hausberatung

  • Kostenabgleich

  • Gemeinsame Absprache bez. Unzulänglichkeiten

  • Terminfindung Round Table

 

Schlüsselübergabe des Abrisshauses

  • Gemeinsamer Termin mit Makler und allen Parteien

 

Abriss des Haues

  • Angebote einholen und vergleichen

  • Gemeinsame Begehungen

  • Besprechungen zu Kostenerhöhungen

  • Aufhebungsvertrag gemeinsam aushandeln

  • Anwaltsgespräche

  • Durchsprache E-Mail Entwürfe

  • Rechnungsklärung

 

Tiefbauer

  • Neuverhandlung

  • Beauftragung

  • Rechnungsklärung

 

Baubegleitung

  • Angebote einholen

  • Erstgespräch

  • Rechnungsklärung

 

Munitions-Räumungsbestätigung

  • Beauftragung Luftbildauswertung

  • Rechnungsklärung

 

Baustrom / -wasser

  • Beantragung Kasten für Baustrom und Wasser, Nord
  • Verlegung Kasten Nord
  • Beantragung Kasten für Baustrom und Wasser, Süd
  • Verlegung Kasten Süd

 

Rodung

  • Antrag Baumfällung
  • Baumgutachten
  • Rechnungsklärung

 

Bodengutachten

  • Beauftragung
  • Terminklärung
  • Schwierigkeiten Norden wegen Abrisshaus

 

Wohngebäudeversicherung Bungalow

  • Klärung Vorgehen
  • Rechnungsklärung

 

Vermessung Zuwege

  • Rechnungsklärung

 

Genehmigungen Aufschüttung

  • Gegenseitige Erlaubnis zur Aufschüttung ausstellen

 

Verlauf Baustraße

  • Gemeinsame Begehung
  • Klärung mit Virtus
  • Klärung mit dem Tiefbauer

Wie gestaltet sich die Kostenteilung für die bauvorbereitenden Maßnahmen?

Wie eingangs gesagt: Unser Grundstück, bzw. die 2.400 m² Grundstück in Summe, ist kompliziert. Grundstück kaufen, Haus planen und loslegen war bei uns nicht möglich.

Auf den nördlichen Grundstücken musste ein Haus abgerissen werden. Auf den südlichen Grundstücken mussten 35  Bäume gefällt werden. Und die beiden Grundstücke sollten etwa auf dasselbe Höhenniveau zu den nördlichen gebracht werden. Die südlichen lagen im Wesentlichen in einer kleinen Senke von bis zu 1,5m Tiefe. Der Makler und die Hausberatung haben sich im Vorwege darauf geeinigt, dass alle dafür anfallenden Kosten geviertelt werden.  

Obwohl wir südlichen Parteien gemäß Kosteneinschätzung der Hausberatung für diese Einigung ca. 1.500 € mehr zahlen sollten, als die nördlichen Parteien, haben wir dem zugestimmt. Wir, mein Mann und ich, u.a. deswegen, weil sich alle anderen Parteien darauf bereits geeinigt hatten und wir als die letzte Partei nicht gleich zu Beginn für Unstimmigkeiten sorgen wollten.

Alles schriftlich fixieren

Die Einigung, dass wir alle zu gleichen Teilen die Kosten tragen, haben wir weder detailliert beschrieben, noch haben wir irgendetwas unterschrieben. Es herrschte eher eine Art Gentlemen Agreement, Prinzip Solidarität. Was wir z.B. hätten definieren können:

  • Auf welches Höhenniveau die Senke gebracht wird
  • Gehört zu den Abrisskosten auch das Auffüllen des Kellerlochs
  • Wie ist die Kostenaufteilung an der Baustraße
  • Was wird zuerst gemacht

Ich kann nur dringend empfehlen, vor der Zustimmung einer solchen Einigung erstmal selber grob zu recherchieren, wie hoch die Kosten sind. Und im Idealfall einer solchen Einigung nicht zuzustimmen, wenn es keine rechtliche Notwendigkeit hierzu gibt, oder aber alles ganz eindeutig und unmissverständlich zu verschriftlichen und von allen unterschreiben zu lassen. Dies würde ein klares Verhältnis schaffen und keinen Raum für Interpretationen lassen.

Es kam, wie es kommen sollte.

Nach Erhalt der Bauantragsunterlagen wurde den Baunachbarn aus dem Norden die zu erwartenden Kosten im Süden für das Auffüllen der Senke zu groß, so dass sie von unserer ursprünglichen Vereinbarung Abstand nehmen wollten. Sie wollten nur noch die Kosten für das Aufschütten aller baurelevanten Flächen mittragen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir bereits die horrenden Kosten für den Abriss mitbezahlt.

Nach einigen Wochen voller Sorge, Telefonaten und E-Mails und am Ende sogar dem Einschalten eines Mediators haben wir uns darauf geeinigt, dass jeder die Kosten seines eigenen Grundstücks trägt. Die bislang von uns mitgetragenen Kosten des Abrisses sollten verrechnet werden.

Fazit:

Würde ich nochmal dieses Grundstück kaufen? Ja. Mir gefällt die Lage und der Ort. Mir gefällt die Idee des Doppelhauses. Mir gefällt unser Haus. Und unsere Doppelhausnachbarn.

Was würde ich anders machen?

  • Das Grundstück bei der Besichtigung akribisch anhand meiner Checkliste auf Tauglichkeit und versteckte Kosten überprüfen.
  • Das Grundstück ggf. mit einem Fachkundigen besichtigen.
  • Bei mehreren Beteiligten gemeinsame Entscheidungen verschriftlichen.
  • So unabhängig wie möglich von anderen bleiben.


Foto von Charles DeluvioUnsplash